
Einmal hoch oben in einer Berghütte schlafen, das verspricht Abenteuer. Für ein Wochenende die Schule vergessen und ab in die Berge mit Mama, Papa und den Grosseltern. Was der zehnjährige Cédric da so alles erlebt, daran wird er sich noch lange erinnern. «Tatort» ist die Spitzmeilenhütte in den Flumserbergen.
Unser Ziel ist die Spitzmeilenhütte, ein Berghaus des Schweizer Alpen-Clubs SAC. Kaum erwarten konnte Cédric das Wochenende, schon die ganze Woche hatte er darauf gefiebert, wollte von Papa und mir wissen, wie es dann sein würde da oben. Vom Maschgenkamm sind es nur gute zwei Wanderstunden bis zur Hütte, kein Problem für den sportlichen Zehnjährigen. Doch wir haben uns für den Sohnemann etwas Besonderes ausgedacht. Nämlich nicht auf direktem Weg zur Hütte zu wandern, sondern unterwegs noch ein paar Gipfel «mitzunehmen». Vier sollen es sein, sie heissen der Reihe nach Ziger, Leist, Rainissalts und Gulmen und sind Teil der bekannten «7-Gipfel- und 14-Seen-Tour» von Heidiland Tourismus. Schwierig ist diese Wanderung nicht. «Dann halt», hatte Cédric lakonisch gemeint. Das Bergauflaufen mag es heute durchaus leiden, denn es ist, obwohl Ende Juli, empfindlich kalt. Nach dem Gulmen heisst es für uns dann definitiv «fertig Gipfel» und ab in die Hütte, die wir durch saftig grüne Hochmoore, an Tümpeln und kleinen Seen vorbei schnell erreichen. Trotz Kälte ist der Durst gross, und auch Cédrics Gwunder auf das Übernachtungs-Abenteuer ist noch einmal spürbar gewachsen.
Hüttenwartin Esther Beeler und ihr Team begrüssen uns freundlich und helfen uns zuerst einmal über den Durst hinweg – den Grossen natürlich mit einem Bier, und Cédric, der die vielen Höhenmeter mit links geschafft hat, tankt mit einem Goggi neue Kräfte. Die braucht er auch, denn jetzt gehts ab auf die «Spielplätze» rund um die Hütte. Wie die vielen anderen Jungs und Girls, welche die Nacht hier verbringen, erkundet er die Umgebung. Den Plätscherbach, die eigenartig roten Steine, denen die Geologen den lustigen Namen Verrucano gegeben haben, die saftigen Moosplätzchen. Überall gibt es etwas zu entdecken, weiter oben sogar einen kleinen See. Und auch ein paar neugierige Ziegen flitzen quietschfidel die Hänge rauf und runter. Die Jungen kraxeln und planschen nach Herzenslust, stauen den Bach, bauen Steinmännchen, während die Älteren die kinderfreie Zeit nützen: die einen für ein erholsames Schläfchen, die anderen mit einem anregenden Jass.
Bis zum Nachtessen vergeht die Zeit wie im Flug. Beim Spielen war der Hunger vergessen, jetzt aber knurrt der Magen gewaltig. Zum Glück gibts Spaghetti – was denn sonst, bei so vielen Kindern! Bolo und Carbonara, die schmecken hier oben ja noch besser als zu Hause! Dazu gibts ein grosses Buffet mit Salat und Gemüse. «Wo wächst denn hier Salat?», wundert sich Cédric. Sie hätten ein eigenes Gärtchen, und der Rest werde mit der Seilbahn von der Alp Lauiboden hochtransportiert, meint Papa Silvan. «Und wieso sind wir denn gelaufen?», wundert sich der Kleine gerade noch einmal. «Hallo, weil der nur für Waren benützt werden darf, befreit sich dieser aus der heiklen Situation.
Nach dem langen Tag, der viel Neues brachte, heisst es für die Kinder schon bald «ab in die Pfanne». Ein Müssen ist das zwar für Cédric heute nicht, denn schliesslich schläft man ja nicht alle Tage oben auf den Bergen und zusammen mit so vielen anderen Kindern. Da wird noch getuschelt und getratscht, geziggelt und mit Kissen um sich geworfen. Bis zehn Uhr, dann heisst es auch für die Älteren Bettruhe. Glücklicherweise hat uns die Hüttenwartin ein Sechserzimmer zugewiesen, da gehts ein bisschen ruhiger zugange. Na ja, fast jedenfalls. Doch für Cédric spielt das keine Rolle: Er ist längst in seine Träume abgetaucht, misst sich mit Berggeistern und Alpenkobolden und freut sich sicher schon, dass auch der kommende Tag neue Abenteuer mit sich bringen wird. ++
Tipp:
Die Flumserberge sind ein wahres Kinder-Bergparadies mit Kletterturm, Rodeln, Spielplätzen, Riesenhüpfkissen, lehrreichen Themenwegen, kinderwagengerechten Wanderwegen, schönen Feuerstellen u. v. m.
Infos:
Heidiland Tourismus, Tel. 081 720 08 20, www.heidiland.com
Infostelle Flumserberg, Tel. 081 720 18 18; Bergbahnen Flumserberg, 081 729 15 15, www.flumserberg.ch
Ein bisschen stolz bin ich schon, wenn ich sehe, wo ich heute überall durchgelaufen bin!» Cédric, 10 Jahre
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