PET hierhin, Glas dorthin, Rüstabfälle in die grüne Tonne, Zeitung ins Altpapier – ja, das alles kommt Schweizerinnen und Schweizern sehr bekannt vor, denn im Recyceln sind wir nicht schlecht, wie Claudia Bucher von Swiss Recycling bestätigt. Sie ist bei der Dachorganisation Projektverantwortliche der Schulunterlagen zum Thema Recycling. Doch in Sachen Recycling ist nicht nur die Schule dabei gefragt, Wissen zu vermitteln. Auch als Eltern sollte man eine Vorbildfunktion einnehmen.
Claudia Bucher, sind die Schweizer tatsächlich so gut im Recyceln?
Ja, die Schweizer sind sehr pflichtbewusst, was das Recycling angeht. Abfalltrennung wird als gesellschaftliche Norm angesehen und oft schon im Elternhaus gelernt und übernommen. Sicherlich hilft auch das Verursacherprinzip mit den Kehrichtsackgebühren beim Erreichen hoher Recyclingquoten.
PET in der gemischten Kunststoffsammlung, Batterien im Hausmüll, Karton im Altpapier. Welche Folgen können diese Szenarien haben?
Alle drei Szenarien haben gemeinsam, dass wichtige Rohstoffe verloren gehen.
PET-Recycling ist ein Bottle-to-Bottle-Kreislauf. Das heisst, aus PET-Getränkeflaschen werden wieder PET-Getränkeflaschen. Dieser geschlossene Kreislauf macht das PET-Recycling besonders umweltfreundlich. Er bedingt jedoch auch eine äussert hohe Reinheit. Werden die PET-Flaschen in die gemischte Sammlung gegeben, gehen diese im PET-Kreislauf verloren.
Eine kleine Batterie landet gerne mal im Abfall – doch in Batterien sind Zink, Blei und Cadmium vorhanden, welche in den Böden nicht organisch abgebaut werden. Auch Salze, Säuren und Laugen der Batterien belasten unsere Umwelt, darum müssen sie unbedingt zurückgebracht und rezykliert werden. Hier besteht bei Herrn und Frau Schweizer auch noch am meisten Nachholbedarf in Sachen Recycling.
Papier und Karton sollen grundsätzlich separat gesammelt werden. Die Trennung an der Quelle hat signifikante Vorteile für die Qualität der Sekundärrohstoffe, erhöht den Umweltnutzen und erfüllt die Anforderungen der Papierindustrie. Für die Herstellung von Magazin- und Zeitungspapieren kann die grafische Papierindustrie ausschliesslich sortenreines Altpapier, bestehend aus alten Zeitungen und Zeitschriften, einsetzen, sogenannter Sekundär-Faserrohstoff. Die Hersteller von Verpackungspapieren hingegen benötigen als Rohstoff recyelbaren Karton.
Erst eine hohe Qualität des Rezyklats ermöglicht eine ausreichende Nachfrage im Markt, was eine der Voraussetzungen für das Recycling ist. Darum sind die Separatsammlung und das Trennen an der Quelle wichtige Grundsätze.
Wichtig scheint, dass man als Eltern bereits ein gutes Vorbild in Sachen Recyceln ist. Wie kann man Kinder an den richtigen Umgang mit dem Thema heranführen?
Die Vorbildfunktion von Eltern macht sicher sehr viel aus. Wird das Abfalltrennen von Kindern als «normal» angesehen, werden sie dies höchstwahrscheinlich auch später in einer eigenen Wohnung so weiterführen. Als Eltern kann man Kinder in den Prozess des separaten Sammelns einbinden, sie zur Sammelstelle mitnehmen und ihnen dabei auf eine einfache Art und Weise erklären, warum man das macht.
Auf Ihrer Webseite gibt es Unterrichtsmaterial zum Thema Recyceln. Ist es denn Sache der Schule, den Kindern das Recyceln zu erklären?
Bestenfalls wird Recycling als alltägliche, normale Handlung im Elternhaus den Kindern weitergegeben und zusätzlich in der Schule die Gründe für und Auswirkungen vom Recycling behandelt. Wichtig ist hier auch der Bezug zur ganzen Umwelt, auch in Verbindung mit Geografie, Wirtschaft, Physik und weiteren Fächern gebracht.
Ausserdem ist es uns sehr wichtig, dass eine positive und engagierte Einstellung gegenüber der Separatsammlung vermittelt wird. Diese Einstellung beinhaltet, dass
Wertstoffe im materiellen und ideologischen Sinne wertvoll, schützenswert, knapp, aber immer wieder verwendbar sind,
Wertstoffe die Hauptbestandteile unserer täglichen Umgebung ausmachen (in Form von Häusern, Strassen, Trams, Bussen, Verkehrszügen, Kleidern, Elektronik, Verpackungen und Rohstoffen zur Herstellung von Energie, welche zur Bestreitung unseres täglichen Lebensstils sowie für den Abbau, Transport und die Verarbeitung von Rohstoffen zu Produkten benutzt wird). Ein nachhaltiger Umgang mit Wertstoffen ist nötig und dies wiederum bedingt das Wissen, woher Rohstoffe kommen und was die Voraussetzungen für einen Kreislauf sind.
Welche Unterschiede gibt es beim Alter der Kinder? Können Unterstufenschüler bereits nachvollziehen, welche Auswirkungen zum Beispiel Littering hat?
Schon Unterstufenschüler können lernen, dass Littering schlecht für die Umwelt ist, Abfälle korrekt entsorgt werden müssen und Abfall nicht gleich Abfall ist. Dies sollte dann auf eine einfache, spielerische Weise mit emotionalen, partizipativen und naturverbundenen Elementen vermittelt werden.
Wenn wir gerade beim Stichwort sind: Wie wird Littering in den Unterrichtsmaterialien thematisiert?
Littering wurde auch in die Unterrichtsunterlagen integriert – wir arbeiten eng mit der Interessensgemeinschaft für eine saubere Umwelt IGSU zusammen. Die Unterrichtsunterlagen werden momentan gerade aktualisiert, nochmals neu auf den Lehrplan 21 angepasst, partizipativer und emotionaler gestaltet, und mit denjenigen der IGSU zusammengeführt. Wir denken, dass für Lehrpersonen die Themen Recycling und Littering zusammengehören und auch miteinander behandelt werden. ++
Claudia Bucher
Wer ist Swiss Recycling?
Als Dachorganisation vertritt Swiss Recycling die Interessen der Schweizer Recycling-Systeme. Swiss Recycling ist ein fachkundiger Ansprechpartner in allen Fragen der Separatsammlung und des Wertstoff-Recyclings (Kompetenz-Center). Wir koordinieren gemeinsame Anliegen der Mitglieder und helfen, Synergien zu realisieren. Swiss Recycling wurde am 14.08.1992 durch die Mitglieder Ferro Recycling, IGORA-Genossenschaft, PET-Recycling Schweiz, TEXAID und Vetro Recycling gegründet. Gründungszweck war in erster Linie die Realisierung eines Informationsaustauschs und Synergien zwischen den Gründerorganisationen. Die Hauptaufgabe war die Aufklärung zum Thema Recycling an Schweizer Schulen: mit dem Recycling Infobus wurden Schülerinnen und Schüler für das Recycling begeistert.
Was wird in der Schule beigebracht?
Die Unterrichtsmaterialien von Swiss Recycling bestehen aus den sogenannten Recycling-Heroes. Die folgende Auflistung zeigt, was Kinder in der Schule von den kleinen Helden lernen:
- Kompetenzen im Zyklus 1
- Die Schülerinnen und Schüler können Stoffe und Rohstoffe im Alltag und in natürlicher Umgebung wahrnehmen, untersuchen und ordnen.
- Die Schüler können die Gewinnung, Nutzung und den Umgang mit Stoffen und Rohstoffen einschätzen und reflektiert handeln.
- Die Schüler können an Beispielen der täglichen Versorgung Herkunft, Produktion sowie den Verbrauch von Konsumgütern erkunden und Rohstoffkreisläufe beschreiben und dokumentieren.
- Die Schüler können Werte und Normen erläutern, prüfen und vertreten.
Kompetenzen im Zyklus 2
+
Die Schüler können Stoffe und Rohstoffe im Alltag und in natürlicher Umgebung wahrnehmen, untersuchen und ordnen.
Die Schüler können die Gewinnung, Nutzung und den Umgang mit Stoffen und Rohstoffen einschätzen und reflektiert handeln.
Sie können an Beispielen der täglichen Versorgung Herkunft, Produktion sowie den Verbrauch von Konsumgütern erkunden und Rohstoffkreisläufe beschreiben und dokumentieren.
Die Schüler können Werte und Normen erläutern, prüfen und vertreten.
Kompetenzen im Zyklus 3
- Die Schüler können Stoffe und Rohstoffe im Alltag und in natürlicher Umgebung wahrnehmen, untersuchen und ordnen.
- Die Schüler können die Gewinnung, Nutzung und den Umgang mit Stoffen und Rohstoffen einschätzen und reflektiert handeln.
- Die Schüler können an Beispielen der täglichen Versorgung Herkunft, Produktion sowie den Verbrauch von Konsumgütern erkunden und Rohstoffkreisläufe beschreiben und dokumentieren.
- Die Schüler können Werte und Normen erläutern, prüfen und vertreten.
Diese Lernziele werden pro Lektion festgelegt und sind auch in den Lektionsplänen der jeweiligen Zyklen enthalten.
Text: Martina Signer