
Mit Peperoni gegen Pollen?
Rund jede fünfte Person in der Schweiz leidet unter einer Pollenallergie. Heilbar ist die Volkskrankheit nicht immer, die Symptome können aber meist gemildert werden. Ein besonderes Augenmerk sollten Betroffene auch auf die Ernährung legen.
Der Frühling hat Einzug gehalten, die Temperaturen steigen, die Sonne scheint. Eigentlich ein Grund zur Freude. Dennoch hält sich diese bei rund 20 Prozent der Schweizer in Grenzen. Denn der Heuschnupfen verhindert, dass sie das Wetter unbeschwert geniessen können. Die Zahl der Betroffenen hat in den letzten hundert Jahren rasant zugenommen: von einem auf 20 Prozent. Laut «aha! Allergiezentrum Schweiz» dürfte dies unter anderem auf die Luftverschmutzung, unseren Hygienestandard sowie die klimatischen Veränderungen zurückzuführen sein. Ebenso unterschiedlich wie die Ursachen zeigen sich auch Auslöser. Während der eine auf Birken reagiert, sind es beim anderen Haselpollen, welche tränende Augen, eine laufende Nase, Juckreiz oder gar eine Bindehautentzündung auslösen. Heuschnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems gegen die in Pollen enthaltenen Eiweissstoffe. Aufgrund der Abwehrreaktion setzt der Körper Histamin frei – dies löst schliesslich die Beschwerden aus. Durch eine Desensibilisierung kann die Allergie gemildert oder gar zum Verschwinden gebracht werden.
Ähnliche Inhaltsstoffe
Unter den Betroffenen gibt es auch solche, welche unter einer Kreuzallergie leiden. Aufgrund seiner Pollenallergie reagiert er also auch auf bestimmte Lebensmittel. «Der Birkenpollenallergiker beispielsweise verspürt ein Kribbeln im Mund, wenn er in einen Apfel beisst», erklärt Sereina de Zordo, Expertin bei «aha! Allergiezentrum Schweiz». Die Allergene der Lebensmittel seien ähnlich, wie sie die Pollen enthalten. Auf die entsprechenden Lebensmittel sollte also verzichtet werden (siehe Box). «Mit dem behandelnden Arzt oder Ernährungsberater kann geklärt werden, ob solche Gemüse oder Früchte in gekochter oder verarbeiteter Form dennoch in kleinen Mengen gegessen werden können», so de Zordo weiter. Auch ausserhalb der Pollensaison sei dies in manchen Fällen möglich.
Wenig Käse und Schokolade
Doch wie sieht es im umgekehrten Falle aus? Können Lebensmittel dabei helfen, die Symptome zu lindern? Ob die Wahl spezieller Nahrungsmittel zu Therapiezwecken helfen könne, sei gemäss aktuellen Studienerkenntnissen zwar noch nicht abschliessend geklärt, sagt de Zordo. «Allenfalls gibt es Betroffene, welche davon profitieren, während der Pollensaison den Konsum von stark histaminhaltigen Lebensmitteln zu reduzieren.» Dies sind beispielsweise hefehaltige Fertigprodukte, reifer Käse, Schokolade, Essig, Hülsenfrüchte, Tomaten, Weizenprodukte, konservierte Meeresfrüchte oder geräuchertes Fleisch.
Vollkorn gegen Beschwerden
Gerade in der Heuschnupfenzeit empfiehlt es sich, besonders auf vitamin- und mineralienreiche Kost zu achten. Dadurch können sich die Symptome verringern. Die Schleimhäute werden stabilisiert, verhindern die Abgabe von Histamin in den Blutkreislauf. Auch binden sie überflüssiges Histamin im Körper oder begünstigen dessen Abbau. Zu solchen Stoffen gehören beispielsweise Magnesium (in Walnüssen und Sonnenblumenkernen), Kalzium (in Joghurt und Soja), Vitamin B6 (in Vollkornreis und Haferflocken), Vitamin C (in Peperoni und Orangen), Selen (in Kokos und Sesam), Mangan (in Reis und Haselnüssen) und Zink (Rindfleisch oder Vollkornbrot). Lebensmittel mit entzündungshemmenden Antioxidantien und Omega-3-Fettsäuren sind bei Heuschnupfen ebenfalls hilfreich. Betroffene sollten also auf viel frisches Obst, Fisch und Olivenöl zurückgreifen.
Kreuzallergene
Besonders häufig treten folgende Kreuzallergien auf:
Kräuterpollen, vor allem Beifuss: Peperoni, Tomaten, Kamille, Sellerie, Karotten, Gurken und verschiedene Gewürze
Birkenpollen: Stein- und Kernobst (Äpfel, Kirschen), Nüsse und Soja
Gräserpollen: Hülsenfrüchte und Getreideprodukte (Erdnüsse)
Text: Manuela Bruhin / Sereina de Zordo