Experten sind sich einig: Kinder sollten möglichst früh ans Thema Geld herangeführt werden. Wie das geschehen soll, dazu gibt es diverse Thesen. FamilienSPICK hat Fragen, Gedanken und Tipps rund um «Kinder und Finanzen» gesammelt. Und zeigt die Ergebnisse einer Studie, die unterm Strich gute Neuigkeiten aufzeigt.
Einmal mehr blicken wir ein bisschen sehnsüchtig zurück zu den guten alten Zeiten. Kinder oder Jugendliche und Schulden? Das war in der Vergangenheit kaum je ein Thema. Kinder gingen mit ihrem Taschengeld oder einem selbst verdienten Batzen an den Kiosk und erhielten nur so viel, wie sie auch wirklich bezahlen konnten. Heute kann, wenn es dumm läuft, schon ein Zehnjähriger via Smartphone Geld ausgeben, das er gar nicht hat – im schlimmsten Fall in grösserem Mass und über längere Zeit. Dazu kommt der gestiegene Druck, schon in jungen Jahren Dinge zu konsumieren. Alles in allem ist damit der Druck auf die Eltern gestiegen, zum einen zu informieren, zum anderen zu kontrollieren.
Bezug fehlt zuerst noch
Genau wie die Sprache erlernen Kinder auch den Umgang mit Geld in einer ersten Phase durch das Erleben. Sie sehen, wie wir mit Geld hantieren, wie wir es ausgeben – und wofür. Verständlicherweise ist der Bezug zu einer abstrakten Materie wie Geld allerdings denkbar klein. Es handelt sich um klingende Münzen und farbige Noten, mehr scheint es nicht zu sein. Den Klassiker kennen vermutlich die meisten Eltern: Weist man Kinder darauf hin, dass Geld nicht endlos verfügbar ist, schlagen sie gerne mal vor, doch einfach an einem dieser Automaten ein paar Noten mehr herauszulassen. Denn das Geld kommt ja scheinbar aus dem Nirgendwo.
Ganz unabhängig von der Frage der Höhe des Taschengelds oder anderen Details geht es in einer ersten Phase deshalb ganz einfach um Kommunikation. Warum kaufen wir im Laden das eine, aber das andere lassen wir, obwohl wir es gerne hätten? Warum wird ein Einkauf überhaupt geplant und nicht einfach der Einkaufswagen gefüllt? Der Unterschied zwischen Notwendigem und Wünschbarem wird so vermittelt, ebenso die Tatsache, dass der luftige Begriff «Geld» mit Endlichkeit verbunden ist – und dass man etwas davon behalten muss, wenn man später etwas kaufen will. Deshalb erstaunt es wenig, dass Kinder, die in diesen Prozess nicht miteinbezogen werden, später Probleme in der praktischen Umsetzung haben.
Kompetenz geben
Deshalb geht es beispielsweise beim Taschengeld auch gar nicht nur um die Menge, sondern auch um den Rhythmus. Ein achtjähriges Kind hat Mühe, sich die Dauer eines Monats plastisch vorzustellen, es denkt in Dimensionen von Stunden, Tagen oder maximal einigen Tagen. Deshalb wird Sackgeld im Idealfall zunächst wöchentlich und erst später – etwa ab 11 Jahren – monatlich ausbezahlt. Später werden andere Modelle empfohlen wie der Jugendlohn, wo das Geld nicht einfach «à fonds perdu» gegeben wird, sondern mit der Aufgabe, gewisse Teile der Lebenskosten selbst zu finanzieren. Ist das erste eigene Geld also gewissermassen eine Spielwiese für «Luxus», ist es nun zu einem Teil auch für «Notwendiges» gedacht. Damit gibt man dem Kind eine eigene Finanzkompetenz, aber natürlich auch Verantwortung.
Dass heute wohl noch eine Minderheit der Eltern auf einen Jugendlohn setzt, dürfte daran liegen, dass damit ein gewisser Aufwand verbunden ist. Eltern und Jugendliche müssen gemeinsam aufschlüsseln, welche Ausgaben der Alltag mit sich bringt, welche von den Eltern erbracht werden und welche in die Kompetenz des Nachwuchses wandern. Und natürlich ist eine Voraussetzung für dieses Modell, dass Eltern ihrem Kind vertrauen und es ihm zutrauen, diese neue Aufgabe zu bewältigen.
Schulden besprechen
In der Realität funktionieren noch so durchdachte Modelle selten auf Anhieb. Und vielfach kommen sie erst aus einem Zwang zum Zug, dann nämlich, wenn beim Thema Finanzen beim Kind bereits etwas schiefgelaufen ist. Gerade beim Thema Schulden bewährt sich die Standpauke als alleiniges Rezept nicht. Denn kommt es so weit, dass sich das Kind finanziell übernommen hat, ist der positive Effekt immerhin der, dass der Vorfall Gelegenheit bietet, nun (wenn auch etwas spät) über Geld zu sprechen. Dass der Lerneffekt ausbleibt, wenn Eltern die Schuld diskussionslos tilgen, ist klar.
Medial ausgeschlachtet werden stets die Fälle, die ausarten. Handy-Abos, die in Hunderte oder Tausende Franken gehen beispielsweise. Repräsentativ sind solche Ereignisse kaum. Die Grossbank Credit Suisse (CS) wollte es genauer wissen und hat kürzlich eine Studie über den Umgang mit Geld veröffentlicht. Befragt wurden mehr als 14’000 Personen aus der ganzen Schweiz, rund die Hälfte davon mit mindestens einem Kind zwischen 5 und 14 Jahren. Die Bilanz der Studie sei vorweggenommen: Kinder gehen vernünftiger mit Geld um, als viele Eltern denken.
Gemäss CS werden Schweizer Kinder im Schnitt mit etwa sechs Jahren von ihren Eltern ans Thema Geld und den Umgang damit herangeführt, übernehmen mit sieben das erste Mal selbstständig kleine Einkäufe und verfügen mit zehn über Geldgeschenke. Dann allerdings kommt ein Bruch: Erst sechs Jahre später kommen dann weitergehende Modelle mit dem Umgang mit Geld zum Zug. Die Resultate variieren zudem je nach Landesteil.
Welche Botschaft vermitteln?
91 Prozent der Eltern sind der Ansicht, dass der Umgang mit Geld primär ihre eigene Sache ist. Eltern mit geringerem Einkommen (unter CHF 50’000 pro Jahr) ist es wichtiger, ihren Kindern den Umgang mit Geld beizubringen als denjenigen der obersten Einkommensklasse mit über CHF 200’000. Interessant ist das Resultat, das aufzeigt, wo die Schwerpunkte in der Vermittlung der zentralen «Weisheit» rund um Finanzen liegen. Eine überwiegende Mehrheit von 77 Prozent stellt sich hinter die Aussage «Geld fällt nicht vom Himmel, man muss dafür arbeiten.» Die meisten Mütter sowie Befragte aus der Romandie hingegen halten die Botschaft «Geld ist nicht alles im Leben» für die wichtigste.
Zwar halten die meisten Eltern es für richtig, die Bedeutung des Sparens zu vermitteln. Aber nur relativ wenige Mütter und Väter meinen damit das Sparen um des Sparens willen. Meist ist es verbunden mit einer bestimmten Zielsetzung wie einer grösseren Anschaffung in Zukunft.
Wer beeinflusst Kinder aus Sicht ihrer Eltern am meisten, was den Umgang mit Geld angeht? Laut der CS-Studie schreiben die Eltern den Geschwistern, Grosseltern, Paten und anderen Verwandten in der Regel einen positiven Einfluss zu. Eher negativ beurteilt wird der Einfluss anderer Kinder, vielleicht, weil diese Konsumwünsche wecken, welche die eigenen Möglichkeiten übersteigen. Nicht fehlen darf natürlich der Hinweis der Credit Suisse, dass eine Mehrheit von 56 Prozent der Ansicht ist, dass sich Banken positiv auf den Umgang mit Geld durch Kinder auswirken.
Wer auch immer am meisten Einfluss hat: Er scheint sich auszuwirken. Die Studie zeigt beispielsweise, dass die meisten Kinder einen Teil des Taschengelds, über das sie frei verfügen können, regelmässig zur Seite legen. Und das, ohne ein konkretes Sparziel zu haben. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Disziplin bis ins Erwachsenenalter hält …
Was kostet ein Kind?
Ein ganz anderes Thema rund um «Kind und Geld» ist die Frage, wie viel ein Kind kostet. Werdende Eltern werden sie sich kaum aktiv stellen, weil im Zentrum der Kinderwunsch steht – wortwörtlich koste es, was es wolle. Dennoch ist es durchaus spannend, erhellend und auch überraschend, welche Werte sich da ergeben. Sie variieren zwar von Untersuchung zu Untersuchung, aber Grössenordnungen lassen sich durchaus festmachen. Am ehesten noch in Erinnerung sein dürften den meisten die Ausgaben für die Anschaffungen vor der Geburt. Die Budgetberatung Schweiz spricht hier von mehreren Hundert Franken, wobei anzunehmen ist, dass ein schöner Teil der stolzen Eltern einiges mehr ausgibt für Kinderbett, Kinderwagen, Babykleidung und so weiter. Die danach laufenden Kosten für Windeln, Babynahrung, Krankenkasse, Pflegemittel und mehr beziffert die Budgetberatung auf 300 bis 400 Franken pro Monat. Nach der Säuglingszeit wird die Sache nicht günstiger: Bis zum 20. Lebensjahr wenden Eltern demnach rund 820 Franken pro Monat auf – in den ersten Jahren weniger, in den späteren mehr. Das Geld wird meist durch Verzicht auf eigene Anschaffungen aufgebracht. Pro Kind sinkt die Höhe der Ausgaben pro Kind. Natürlich kommen fallweise grosse Posten wie Kinderbetreuung dazu. Der grösste Posten liegt allerdings nicht in direkten Ausgaben, sondern in indirekten Kosten, namentlich dem Erwerbsausfall, wenn ein Elternteil nach der Geburt nicht mehr oder weniger arbeitet. Auch wenn es unromantisch klingen mag: Die Budgetberatung empfiehlt, diese Kosten vor der Geburt sauber durchzurechnen. Das Ergebnis wird kaum jemanden davon abhalten, ein Kind zu bekommen – aber es ermöglicht die Planung und Anpassung des Gesamtbudgets.