Urban Gardening: Gärtnern trotz engstem Raum

Urban Gardening: Gärtnern trotz engstem Raum

Gudrun Ongania ist Geschäftsführerin bei vegandthecity und Expertin in Sachen Urban Gardening. Nach dem Motto «Hol dir den Garten nach Hause» berät vegandthecity Menschen, die vielleicht keinen grossen Garten auf dem Land haben – dafür aber einen Balkon, der bereit ist, bepflanzt zu werden.
Wir haben bei ihr nachgefragt, was mit Urban Gardening alles möglich ist.

Gudrun Ongania, was macht eigentlich den besonderen Reiz von Urban Gardening aus?

Obwohl man in der Stadt wohnt, kann man vom eigenen Balkon beispielsweise Salat, Tomaten, Kräuter und vieles mehr ernten. So entwickelt man eine ganz neue Beziehung zu Lebensmitteln. Zudem verwandeln Pflanzen den eigenen Balkon in einen naturnahen Erholungs- und Rückzugsort.

Man hat das Gefühl, der Trend von Urban Gardening werde immer grösser. Stimmt das, und wo könnten die Gründe dafür liegen?

Das beobachten wir auch. Das Gärtnern spricht alle Sinne an – egal, ob man einen grossen Schrebergarten betreut oder ein paar Gefässe auf dem Balkon hegt und pflegt. Durch die Berührung mit der Erde «erdet» man sich im wahrsten Sinne des Wortes und kommt so wieder mit Natur und einem Gefühl von Ursprung in Kontakt. Viele unserer Kunden geniessen die Stadt-Garten-Zeit bewusst als Offline-Zeit. Eine Zeit, in der die Achtsamkeit im Vordergrund steht, das Geniessen, das im Moment-Sein. Dies fördert die Entspannung und das Wohlbefinden. Zudem macht es Spass, die eigene Ernte zu verarbeiten und zu verspeisen und man erlebt ein «Das-habe-ich-geschaffen-Gefühl».

Nehmen wir mal an, eine Familie lebt in einer Wohnung  mit Balkon und möchte dort gärtnern. Was ist auf so  engem Raum möglich und worauf muss man achten?

Für einen essbaren Garten benötigt man kein Gartenbeet im traditionellen Sinne. Fast alle Kräuter und Gemüsesorten wachsen auch problemlos im Gefäss. Seien es nun Tomaten, Peperoni, Salat oder Basilikum. Mit ihnen kann man auch auf kleinstem Raum eine gute Ernte schaffen. Um erfolgreich zu sein, sucht man sich am besten die Pflanze aus, welche zu den Sonnenbedingungen am eigenen Standort passt und wählt ein Pflanzgefäss, welches gross genug ist. Zum Beispiel einen 25-Liter-Topf für Tomaten. Das funktioniert aber auch mit einem Pflanzsack, einem kleinen Hochbeet oder Balkonkistchen. Die Auswahl ist riesig. So steht dem eigenen Gartenparadies als Mieter nichts mehr im Wege.

Was unterscheidet das Gärtnern in der Stadt vom Gärtnern auf dem Land?

Auf dem Land gibt es etwas mehr Platz und Gärtnern im Beet ist öfters möglich. Doch auch auf dem Land gibt es inzwischen Überbauungen, wo den Bewohnerinnen und Bewohnern nur ein Balkon oder eine Terrasse und keine Aussenfläche zur Verfügung steht. Deshalb wird auch auf dem Land immer mehr in Töpfen gegärtnert.

Mit welchen Fragestellungen kommen die Kunden in Sachen Urban Gardening auf Sie zu?

Das ist je nach Jahreszeit ganz unterschiedlich. Unsere Kundinnen und Kunden wollen oft wissen, was sie jetzt gerade in ihrem Garten säen oder pflanzen können, welches Gefäss sie dafür brauchen und wie viel Dünger sie wann beigeben müssen. Wissensdurstige besuchen unsere Gartenkurse und Workshops.

Welche Gründe sprechen für Urban Gardening?

Neben frischen Zutaten für die Küche schafft man sich mit Gärtnern einen Ausgleich zum oft stressigen Alltag. Dazu trägt Urban Gardening zur Biodiversität in den Städten bei.

Text: Martina Signer

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