Die Hausaufgaben sind ein Dauerthema im Bereich der Schule. Schüler, Eltern und Lehrpersonen klagen darüber, die Belastung ist für alle Parteien gross und der direkte Nutzen überschaubar.
Warum gibt es eigentlich Hausaufgaben?
Schon im 15.Jahrhundert wurden in Schulordnungen die Arbeitspflichten erwähnt und geregelt. Die Idee ist seit jeher, dass die Kinder das selbständige Arbeiten einüben und den Unterrichtsstoff vertiefen. Auch heute gibt es noch viele Personen, die Hausaufgaben als notwendig ansehen, um das selbständige Lernen und die Zeiteinteilung zu üben. Es wird als wichtige Fähigkeit für später erachtet.
Auch die Bildungspolitik hat diesbezüglich wenig geändert, was aufgrund der Zeitspanne und der veränderten Gesellschaft erstaunt. Heute gibt es immer weniger Grossfamilien und vielfach müssen beide Elternteile arbeiten. Das bedeutet in diesem Fall, dass sich die Voraussetzungen für Hausaufgaben merklich verändert haben, obwohl die Anforderungen eher gestiegen sind. Auch die Berufswelt hat sich in den Jahren gewandelt, aber dieser Teil der Bildung wird nur selten angetastet.
Kann man Hausaufgaben abschaffen?
Die Gemeinde Kriens in Luzern hat genau das flächendeckend eingeführt. Die Leiterin des Departementes Bildung und Kultur von Kriens, Frau Luthiger-Senn, begründet den Entschied damit, dass es erwiesen sei, dass viele Hausaufgaben wenig bis keinen Lerneffekt haben. Die Hausaufgaben werden in die Schule integriert und einzig das Üben für Prüfungen oder das Wörter lernen wird noch nach Hause gegeben. Die klassische Hausaufgabe wird abgeschafft. Bereits im Jahre 1993 hat das Bildungsdepartement des Kantons Schwyz diesen Versuch gewagt und entschied die Hausaufgaben abzuschaffen und diese in den Unterricht zu integrieren. Diese Massnahme wurde jedoch seitens der Eltern bekämpft und 1997 wieder aufgehoben.
Warum wünschen Eltern Hausaufgaben?
Der Wunsch ist häufig, wissen zu wollen, wo das Kind steht. Zudem wird die Hausaufgabe als Verbindung zur Schule gesehen, was viele Eltern schätzen. Im Merkblatt des Kantons Luzern steht sogar: „Hausaufgaben sind ein Fenster zur Schule und geben den Eltern Einblick, was dort läuft. Auf der andern Seite können die Kinder mit den Hausaufgaben zu Hause zeigen, was sie gelernt haben. Arbeiten Schule und Eltern gut zusammen, unterstützen Hausaufgaben die Schülerinnen und Schüler beim Lernerfolg.“ Aus meiner Sicht ist dies eine Idealvorstellung. Wie schon erwähnt hat sich die Gesellschaft gewandelt und nach einem langen Tag, bergen Hausaufgaben oftmals mehr Konfliktpotenzial als Nutzen. Die Konflikte entstehen aufgrund des Zeitaufwandes, sowie der Verständlichkeit und weil Eltern oft als eine Art Hilfslehrer arbeiten.
Gibt es keine Alternative zu Hausaufgaben?
Natürlich gibt es die!!! Ich sehe zum Beispiel in Lerntagebüchern eine grosse Chance.
Da es ja vielfach um die Verbindung zur Schule geht und um den Überblick des Lernstandes des Kindes, wäre diese Option viel effizienter. Das Kind reflektiert den Schultag und beschreibt was es gemacht hat. Vielleicht erkennt es sogar einen Lernfortschritt oder ein Übungsfeld, welches es noch zu bewältigen hat. Das wäre allgemein eine gute Lernmethode, welche ich im Text „Die richtige Lernmethode finden – Lernen lernen“ genauer beschrieben habe. Somit könnten sich Eltern informieren und mit dem Kind über die Schule sprechen, ohne das ein Leistungsdruck besteht. Ich bin mir sicher, dass viele Konflikte dadurch vermieden werden könnten und es sich auch positiv auf die Wahrnehmung der Schule auswirkt. Für Eltern würde es einfach bedeuten, dass sie dem Kind mehr Vertrauen schenken müssen und nicht mehr Einfluss auf die Hausaufgaben nehmen können. Das würde sich auch positiv auf das Budget vieler Familien auswirken, da in der Schweiz jedes dritte Kind Nachhilfe benötigt um die Hausaufgaben zu schaffen oder sich auf Prüfungen vorzubereiten.
Wie gehen wir mit Hausaufgaben um?
Es gibt Bestrebungen die Hausaufgaben abzuschaffen, Schulen bieten immer wieder Gefässe an, diese in der Schule zu erledigen. Für viele Eltern heisst die Realität jedoch Hausaufgaben im klassischen Sinne. Also ist es wichtig dafür gerüstet zu sein.
Fünf goldene Regeln für weniger Hausaufgabenstress:
- Dauer: Eingebürgert hat sich die 10 Minuten Regel pro Tag. Das bedeutet, dass die Hausaufgaben pro Schuljahr 10 Minuten betragen sollten (1.Klasse = 10 min / 6.Klasse = 60 min). Sollte Ihr Kind diese Zeit deutlich überschreiten, empfehle ich ein Gespräch mit der Lehrperson über mögliche Lösungen.
- Gewohnheit: Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind Hausaufgabenzeiten. Wird der Zeitpunkt zur Gewohnheit, beginnt Ihr Kind automatisch mit der Arbeit, es wird zur alltäglichen Handlung. Auch ein Hausaufgabenplan ist hier hilfreich. Planen Sie die Arbeit so, dass damit genügend Freizeit bleibt.
- Pausen: Achten Sie auf Pausen. Die Konzentration ist beschränkt. Folgende Richtwerte gibt es:
- Alter 5 bis 7: 15 Min Konzentration
- Alter 7 bis 10: 20 Min Konzentration
- Alter 10 bis 12: 25 Min Konzentration
- Alter 12 bis 15: 30 Min Konzentration
Danach ist eine kurze Pause sinnvoll: 5 Minuten reichen. Machen Sie etwas Entspannendes, wie z.B. eine Bewegungsaktivität oder essen und trinken, bevor es weitergeht mit der Arbeit.
- Verantwortung: Geben Sie die Verantwortung ab. Sie dürfen Ihr Kind gerne an die Hausaufgaben erinnern, doch nicht ständig. Sich mal ohne gemachte Hausaufgaben in der Schule rechtfertigen zu müssen, hilft oftmals mehr als ständiges nörgeln Ihrerseits. Hierbei ist natürlich das Alter des Kindes zu beachten.
- Hilfestellung: Eigentlich muss Ihr Kind die Aufgaben lösen und nicht Sie!!! Also helfen Sie nur, wenn die Hilfe gewünscht ist und nehmen Sie sich die Freiheit, mal etwas Unverstandenes ungelöst abgeben zu lassen. Mit einer Information an die Lehrperson sollte dieses Vorgehen auch keine Konsequenzen haben. Die Lehrperson sieht so, wo noch Schwierigkeiten vorhanden sind und kann darauf eingehen.
Autor: Michael Berger[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]