Frühjahresmüdigkeit: mehr als ein Mythos

Im Frühjahr ist das grosse Putzen angesagt. Ironischerweise sind viele von uns aber gerade in dieser Jahreszeit zu müde dazu. Denn die Frühjahrsmüdigkeit ist nicht einfach ein eingebildetes Leiden, sondern hat einen realen Hintergrund. Die Frage ist nur: Was tun dagegen?

Exakt dann, wenn die Natur so richtig erwacht und die Welt mit Leben erfüllt, ergreift uns die grosse Schlaffheit. Und das ist in den meisten Fällen keineswegs eine Ausrede. Verschiedene Quellen gehen davon aus, dass gut  die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer in unterschiedlichem Ausmass von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen sind. Vor allem im März und April wollen viele Leute nicht recht in die Gänge kommen, es fehlt ihnen an Antrieb, der Kreislauf macht nicht mit. Nicht selten kommen Begleiterscheinungen wie Kopfweh, Gliederschmerzen oder Gereiztheit dazu.

Hormonelles Chaos

Die Ursache liegt unter anderem in einer Hormonumstellung. Im Winter, wenn es an Licht fehlt, sinkt der Serotoninspiegel. Das Serotonin sorgt für Glücksgefühle. Eigentlich müssten wir uns also richtig beschwingt fühlen, wenn sich die Sonne wieder mehr blicken lässt. Allerdings lässt der Frühling einen anderen Hormonspiegel sinken. Das Melatonin, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert, wird weniger ausgeschüttet, wenn die Tage wieder länger werden. Es herrscht also ein ziemliches Durcheinander im Hormonhaushalt, und der Körper muss sich zuerst auf dieses «Chaos» einstellen – was Wochen dauern kann. Dazu kommt der Temperaturwechsel, den die meiste von uns als angenehm empfinden, der aber Müdigkeit hervorrufen kann.

Die gute Nachricht: Die Frühjahrsmüdigkeit ist kein bleibendes Phänomen und auch keine Gefahr für die Gesundheit. Lästig bleibt sie aber. Grund genug, sich darüber Gedanken zu machen, wie man sie zumindest mildern kann. Fachleute empfehlen, viel Wasser zu trinken. Die Zellen benötigen es für den Stoffwechsel, die Energie wird angekurbelt. Auch das Schlafverhalten sollte man überprüfen. Wer früher ins Bett geht und entsprechend zeitigt aufsteht, erwischt mehr Sonnenlicht. Ausserdem pendelt sich die innere Uhr besser ein, wenn man immer zur gleichen Zeit aus dem Bett steigt. Viele Leute passen ihre Ernährungsgewohnheiten auch nicht der Jahreszeit an. Während der kalten Wintermonate waren üppige Mahlzeiten gefragt, nun ruft der Frühling nach leichterer Kost. Man kommt also in der Ermüdungsphase keineswegs wieder zu Kräften, wenn man besonders stark zuschlägt am Tisch. Und schliesslich ist auch Bewegung gefragt. Sie führt dem Körper Energie zu. Die Mittagspause bietet sich für einen Spaziergang im Freien an, und das bei jeder Witterung, auch wenn die Sonne natürlich ein willkommener Nebeneffekt ist. Auch immer wieder empfohlen werden morgendliche Wechselduschen, mit denen man den Kreislauf auf Trab bringt. Wenn es sich einrichten lässt, empfiehlt es sich auch, den Arbeitsplatz möglichst hell zu gestalten.

Chronisch: Arzt

Irgendwann im Verlauf des April sollte der Spuk normalerweise vorbei sein. Die Hormone im Körper haben ihr Gleichgewicht gefunden, die Umstellung ist erfolgt. Bleibt die Müdigkeit allerdings nachhaltig und nimmt sie Formen von echter Erschöpfung an, dann liegt wohl nicht einfach die übliche Frühjahrsmüdigkeit vor. Wer chronisch müde ist, leidet möglicherweise unter einer Krankheit oder einer Mangelerscheinung. Oft ist auch eine psychische Überlastung verantwortlich. In diesen Fällen sind Salat und Wechselduschen nicht ausreichend, der Gang zum Arzt ist der richtige Weg.

 

(Erstellt von Stefan Millius)

 

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