Sein eigenes Wissen aktivieren bevor man sich neues Wissen aneignet, empfinde ich als eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches und gezieltes Lernen. Doch weshalb sollte man dafür Zeit aufwenden?
Wissen verankert sich am besten, wenn es an bestehendes Wissen anknüpfen kann. Also suchen wir nach ähnlichem, bereits bekanntem Wissen, um einen direkten Zugang zu erhalten. Durch diese Verknüpfung wird der Zugang vereinfacht, das Gehirn weiss, wo die Information abgelegt werden muss und ordnet es ein. Ist etwas geordnet, ist es leichter zu finden, wir kennen das aus allen möglichen Lebensbereichen.
Was ist mit Vorwissen gemeint?
Vorwissen meint alles, was bereits an Wissen in diesem Bereich vorhanden ist. Es wird gezielt nach Wissen gesucht, welches für den Erwerb von neuem Wissen bedeutsam ist. Sie können sich dabei folgende Fragen stellen:
– Was weiss ich schon zu diesem Thema?
– Kann ich mein vorhandenes Wissen nutzen?
Durch diese Fragestellung ist man mental vorbereitet und dadurch empfänglicher für die neue Inhalte.
In welchen Situationen ist Vorwissen hilfreich?
In jeder Situation, in welcher Sie sich neues Wissen aneignen möchten oder Sie mit einer neuen Situation umgehen müssen. Das kann in der Schule sein, wenn ein neues Thema kommt. Diese Themen bauen mehrheitlich auf Vorwissen auf. Hat man ein Thema nicht verstanden, ist es ziemlich schwer den nächsten Themen zu folgen. Bei der Arbeit haben neue Arbeitsschritte oder Positionen oftmals eine Verbindung zu vorherigem Wissen oder vorherigen Leistungen. Das mitgebrachte Wissen ist also für die neue Situation von Bedeutung. Im Privatleben kann Vorwissen genutzt werden um neue Situationen zu meistern und den Stress zu reduzieren. Ist eine Situation bekannt oder ähnlich bereits durchlebt, ergibt dies eine
Auswahl an Reaktionsmöglichkeiten. Dieses Wissen in der Hinterhand reduziert den Stress.
Wie kann ich das Vorwissen aktivieren?
Eigentlich ist es einfach, Sie rufen es sich in Erinnerung. Diesen Vorgang muss man sich jedoch antrainieren, es zu einem Ritual machen, damit es mit der Zeit automatisch geschieht. Mein Tipp in der Lernberatung ist dies während einem Zeitraum „immer“ zu tun, damit Sie sich daran gewöhnen. Stellen Sie sich vorgängig folgende Fragen:
– Welches Thema bearbeiten wir?
– Was weiss ich aus der letzten Lektion?
– Habe ich noch Fragen zu klären?
Bald werden Sie merken, dass diese kurze Vorbereitung einen grossen Vorteil mit sich bringt, nämlich keine Zeit zu verlieren und von Beginn an bereit zu sein.
Ein weitere Vorteil ist die Klärung von Fragen, bevor man das neue Wissen vermittelt kriegt. Merken Sie vorgängig das Fragen bestehen, können sie diese klären. Sind diese Fragen geklärt, sind Sie bereit für die neuen Inhalte.
Versuchen Sie es, Sie werden staunen wie wirkungsvoll diese einfache Methode ist.
Inputs für Lehrpersonen:
– Berücksichtigen Sie bei der Vorbereitung das Vorwissen der Schüler.
– Kommunizieren Sie die Lernziele und klären Sie Fragen dazu.
– Das Vorwissen der Schüler vor den Lektionen aktivieren: Was wisst ihr noch? Gibt es noch Fragen?
– Einstieg in ein neues Thema: Schreiben Sie den Titel des neuen Themas auf die Wandtafel. Die Schüler nennen alles was Sie wissen oder vermuten zu wissen. Die Lehrperson stellt Verbindungen her und klärt Begriffe, welche für das Thema von Bedeutung sind.
Die Arbeit wird sich vereinfachen, da alle wissen was zu tun ist.
Viel Erfolg damit.